Die Bassetki-Statue und Mardaman – wechselvolle Geschichten der Akkad-Zeit

In den vergangenen Tagen ließ mich eine archäologische Meldung aufhorchen: Bassetki wurde durch Keilschrifttafeln als die Königsstadt Mardaman identifiziert.

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Bassetki, ein kleines Dorf im Nord-Irak, liegt nahe Dohuk in der Autonomen Region Kurdistan und ca. 60 km nördlich von Mosul. Die 2016 begonnen Ausgrabungen von Peter Pfälzner (Universität Tübingen) in Kooperation mit Hasan Qasim (Antikendirektion Dohuk) führten zur Entdeckung einer Stadt, die um 3000 v. Chr. gegründet wurde und mehr als 1200 Jahre besiedelt war.

Nach langen Überlegungen fiel es mir wieder ein, den Namen hatte ich in den ersten Semestern gehört, als wir die Kunstdenkmäler der Akkad-Zeit (2340-2200 v. Chr., mittlere Chronologie) studierten. Tatsächlich wurde die sogenannte Bassetki-Statue schon 1975 entdeckt und konnte durch ihre Inschrift dem akkadischen König Naram-Sin (2273–2219 v. Chr.) zugeordnet werden. Die exakte Herkunft dieses rund 130 kg schweren Zufallfunds aus Kupfer ist bis heute nicht geklärt.

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Bassetki-Statue (Fragment)

Das Fragment zeigt einen sitzenden nackten Mann mit einem Gürtel auf einem kreisförmigen Postament, vor dessen abgewinkelten Beinen die 72-zeilige Inschrift in drei Kolumnen angebracht ist. Die Nacktheit und der Gürtel sind Merkmale des sogenannten „nackten Helden“ oder „Herrn der Tiere“, der häufig als Bezwinger von Löwen, Stieren oder Mischwesen auf Rollsiegeln zu sehen ist. Das kreisförmige Behältnis zwischen den abgewinkelten Beinen des Mannes wurde unterschiedlich als Gefäß (siehe unten), Standarte oder Torpfosten gedeutet.

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Rollsiegel (Abdruck) des Schreibers Ibni-Sharrum, späte Akkad-Zeit, Louvre Museum

Die Inschrift lässt vermuten, dass die Statue einst im Eingangsbereich zu Naram-Sins Palast in Tell Brak (Nordost-Syrien) gestanden hat. In ihr berichtet der Herrscher, dass seine Stadt nach erfolgreicher Niederschlagung anhaltender Rebellionen akkadische Göttinnen und Götter gebeten hatte, ihn zu ihrem Stadtgott zu ernennen und ihm in der Stadt Agade einen Tempel zu errichten. Hier die englische Übersetzung von Dan Foxvog. Wie sich zeigt, ist politische Propaganda keineswegs eine Erfindung zeitgenössischer Alleinherrscher, auch wenn die Vergöttlichung inzwischen aus der Mode gekommen ist.

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Inschrift der Bassetki-Statue (Transkription), CDLI

Die Bassetki-Statue wurde nicht nur im Altertum verstümmelt, sie wäre beinah auch für immer verschollen geblieben. Nach der Eroberung Bagdads durch die US-Truppen im Jahr 2003 verschwand sie bei der Plünderung des Irak-Museums, wurde jedoch später wiedergefunden.

Die spätere assyrische Königsstadt Mardaman wurde laut den ältesten akkadischen Quellen von Naram-Sin erstmalig zerstört und existierte doch mehr als tausend Jahre weiter. Es bleibt zu hoffen, dass die Ausgrabungen der Universität Tübingen nicht nur ihre wechselvolle Geschichte, sondern auch den möglichen Ursprung dieses Statuenfragments enthüllen.